Wie qualifiziert sind Ausbilder? (Studienergebnisse 2019)
Vor wenigen Wochen baten wir Sie, sich bei einer landesweiten Umfrage konzipiert von unserer Kollegin Sabine Bleumortier zu beteiligen. Thematisch beschäftigte sich die Umfrage mit der Fragestellung, wie qualifiziert ausbildende Fachkräfte in ihren Ausbildungsbetrieben wirklich sind, wie sie auf ihre Aufgabe als Ausbilder vorbereitet werden, welche Weiterbildungsmaßnahmen zum Ausbilder-Dasein dazugehören usw.
Wir möchten Ihnen diese Woche die zusammengefassten Ergebnisse präsentieren.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
(Bleumortier: Studie Qualifizierung ausbildender Fachkräfte in Ausbildungsbetrieben 2019, Mai 2019)
(1) Vorbereitung der ausbildenden Fachkräfte
– Jeder 10. Betrieb benennt seine ausbildenden Fachkräfte nicht namentlich.
– Fast drei Viertel der Ausbildungsleiter (70 %) haben kein Anforderungsprofil für ausbildende Fachkräfte.
– In über der Hälfte der Ausbildungsbetriebe (54 %) sind die Aufgaben der Azubibetreuer nicht schriftlich dokumentiert.
– Einem Drittel (37 %) der ausbildenden Fachkräfte wurden ihre Aufgaben als Azubibetreuer zu Beginn der Tätigkeit weder schriftlich noch mündlich erklärt.
– Knapp jeder 5. (22 %) der ausbildenden Fachkräfte wie auch der Ausbildungsleiter (20 %) gibt an, dass sie nicht auf die Azubibetreuung vorbereitet wurden bzw. vorbereiten.
– 75 % der Ausbildungsleiter bereiten die Azubibetreuer durch ein persönliches Gespräch vor.
– 53 % der Azubibetreuer sehen sich hauptsächlich durch die Ausbildereignungsprüfung vorbereitet, die in knapp 31 % der Betriebe Voraussetzung für die Tätigkeit als Azubibetreuer ist.
(2) Trainingsmaßnahmen für ausbildende Fachkräfte
– Etwa die Hälfte der befragten Betriebe bietet Trainingsmaßnahmen für ausbildende Fachkräfte an (55 % Ausbildungsbetriebe, 44 % ausbildende Fachkräfte).
– Diese Trainings finden in über der Hälfte der Betriebe (54 %) einmal jährlich und zu 95 % während der Arbeitszeit statt. Dabei werden von der Mehrheit (43 %) sowohl interne als auch externe Trainer eingesetzt.
– Die Qualifizierung für Azubibetreuer findet hauptsächlich in Form von Präsenztrainings statt (88 % Ausbildungsleiter, 83 % ausbildende Fachkräfte).
– Neue Formen wie Onlinekurse, Webinare oder eine Kombination von Präsenztrainings mit Webinaren/Videos/Onlinebausteinen wird nur von einer sehr kleinen Minderheit der Betriebe angeboten. Ausbildende Fachkräfte stehen diesen Formen allerdings aufgeschlossen gegenüber und wünschen sich insbesondere Kombinationen von Präsenztrainings mit Onlinebausteinen. Zudem werden mehr Coaching und der „Perspektivenwechsel“ gewünscht.
– Themen der Trainings sind hauptsächlich die Kommunikation, die Aufgaben/Rollen des Ausbildungsbeauftragten, das Führen von Beurteilungsgesprächen, das Konfliktmanagement und die Motivation.
– Trainings für ausbildende Fachkräfte können in 61 % der Betriebe auch bei externen Institutionen besucht werden. Allerdings weiß jeder 5. der ausbildenden Fachkräfte nicht, ob dies möglich ist (21 %).
(3) Wünsche der ausbildenden Fachkräfte
– 74 % der ausbildenden Fachkräfte wünschen sich mehr Unterstützung durch Trainings. Dabei werden an Themen insbesondere die Lehrmethoden, die Motivation von Auszubildenden und das Konfliktmanagement gewünscht. Auch Schulungen zur Kommunikation mit Auszubildenden, der jungen Generation (Z) und Lernprozessbegleitung sehen Azubibetreuer als wünschenswert an. Insbesondere diese letzten zwei Themen werden bisher noch nicht im gewünschten Ausmaß von den Ausbildungsleitern berücksichtigt.
– Über die Hälfte der ausbildenden Fachkräfte wünschen sich ein digitales Tool zum Ausbildungsmanagement, welches im Moment nur bei 26 % vorhanden ist.
– Knapp ein Drittel (30 %) der Betriebe bietet keine weiteren Veranstaltungen für ihre ausbildenden Fachkräfte an. Azubibetreuer würden sich verstärkt auch Vorträge und/oder Workshops zu ihren Themen der Betreuung von Auszubildenden und mehr Erfahrungsaustausch wünschen.
(4) Stellenwert der Ausbildung
Den Stellenwert der Ausbildung in den Betrieben geben die ausbildenden Fachkräften im Durchschnitt mit 2,7 (Skala 1-5) an. Der Stellenwert der ausbildenden Fachkräfte wird mit 3,1 als niedriger empfunden
(5) Prämie
In jedem 10. der befragten Ausbildungsbetriebe gibt es eine Prämie/Sonderzulage für ausbildende Fachkräfte.
(6) Einfluss der Unternehmensgröße
Am wenigsten aktiv bei der Vorbereitung seiner ausbildenden Mitarbeiter auf die Azubibetreuung, der Unterstützung dieser mit Trainings oder anderen Maßnahmen ist der Mittelstand sowie Kleinunternehmen (bis 499 Mitarbeiter). Allerdings fühlen sich auch in Betrieben ab 500 Mitarbeitern die ausbildenden Fachkräfte nicht immer optimal vorbereitet. So werden hier z.B. 42 % der ausbildenden Fachkräfte nicht über ihre Aufgaben in der Azubibetreuung informiert.
(7) Zusammenhang unbesetzte Ausbildungsplätze und Qualifizierung ausbildender Fachkräfte
Jeder 3. befragte Ausbildungsbetrieb konnte 2018 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Diese Unternehmen bereiten ihre ausbildenden Fachkräfte zu einem geringeren Anteil auf ihre Funktion vor und bieten weniger Trainingsmaßnahmen für diese an.
(8) Vergleich Ergebnisse 2019 zu 2016
– Die Anzahl der Ausbildungsbetriebe, die ausbildende Fachkräfte nicht namentlich benennen, ist leicht von 10 auf 12 Prozent gestiegen.
– Die Vorbereitung der ausbildenden Fachkräfte auf ihre Tätigkeit hat sich leicht verbessert. So sank die Zahl der Betriebe, die ihre Azubibetreuer nicht vorbereiten von 24 auf 20 Prozent.
– Ebenso gibt es eine leichte Erhöhung bei den Unternehmen, die Trainingsmaßnahmen für ihre ausbildenden Fachkräfte anbieten von 51 % auf 55 %. Dabei führen Präsenztrainings weiterhin bei der Form der durchgeführten Trainings. Das Thema Digitalisierung/Medienkompetenz der ausbildenden Fachkräfte spielt zur Zeit nur eine untergeordnete Rolle, ist aber in Zukunft bei einem Drittel geplant.
– In mehr Betrieben ist nun die Teilnahme an den Trainings für die Azubibetreuer Pflicht. Dieser Wert stieg von 35 % auf 45 %.
Quelle: https://www.bleumortier.de/index.php/service/umfrage/