Teil 2: Work-Life-Balance – Wie sie auch in der Ausbildung gut gelingt

 

Balance im Alltag wirklich leben

Impulse sind ein Anfang – echte Veränderung beginnt im Tun.
Im zweiten Teil schauen wir deshalb ganz praktisch hin: Wie kann Work-Life-Balance im Ausbildungsalltag konkret aussehen? Was können Sie als Ausbilder*in tun, um sie nicht nur zu predigen, sondern vorzuleben? Denn: Auszubildende lernen nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch Beobachtung. Wenn Sie Klarheit, Selbstfürsorge und Teamgeist sichtbar machen, setzen Sie ein starkes Zeichen – für Ihre Azubis und für sich selbst.

Leben Sie eigentlich vor, was Sie vermitteln?

Azubis lernen viel, vielleicht am meisten sogar, durch Beobachtung. Wenn Sie gehetzt, gereizt oder überarbeitet sind, wirkt kein noch so kluger Rat über “Selbstorganisation” glaubwürdig.

Was Sie konkret tun können:

– Sprechen Sie offen über Ihre Grenzen. Das schafft Klarheit.

– Zeigen Sie auch mal „Stolperstellen“ in Ihrem Arbeitsalltag. Das macht Sie greifbar.

– Planen Sie Erholungszeiten sichtbar ein. Zeigen Sie, dass Pausen keine Schwäche sind, sondern Professionalität bedeuten.

Ein Ausbilder, der Selbstfürsorge ernst nimmt, vermittelt viel mehr als Fachwissen. Er lebt Resilienz.

 

Teamwork entlastet – auch beim Ausbilden

Viele Ausbilder*innen tragen die ganze Verantwortung auf ihren eigenen Schultern und dabei liegt viel Potenzial in klugem Delegieren und kollaborativem Arbeiten.

So kann das konkret aussehen:

– Peer-Learning fördern: Lassen Sie Azubis einander Themen erklären. Wer erklärt, versteht besser.

– Patenschaften nutzen: Erfahrenere Azubis begleiten Neue. Das stärkt und motiviert beide Seiten enorm.

– “Ausbildungsboard” einrichten: Ob digital oder auf dem Whiteboard. Hier können Aufgaben, Fragen und Erfolge sichtbar gemacht werden.

Regel Nr. 1: Vertrauen statt Kontrolle. Loslassen, wo es möglich ist.

Regel Nr. 2: Nicht alles perfekt machen wollen. Fehler erlauben eine gesunde Fehlerkultur im Unternehmen.

 

Energie-Check statt To-do-Listen-Marathon

Nicht alles, was dringend ist, ist wichtig. Und nicht alles, was Sie tun, muss wirklich von Ihnen selbst gemacht werden.

Bonus-Tipp: Wöchentliche Reflexion – 5 Fragen in 5 Minuten:

– Was hat mir diese Woche Energie gegeben?

– Welche Situationen haben mir Kraft gekostet?

– Gibt es etwas, das ich loslassen kann?

– Wie möchte ich nächste Woche anders vorgehen?

– Womit würde ich mich im Moment wohler fühlen?

Diese Fragen benötigen wenig Zeitaufwand. Sie schaffen Bewusstsein. Und Bewusstsein ist der erste Schritt zur Balance.

 

Humor hilft – und manchmal sogar als einziges

Es gibt Tage, da läuft nichts. Azubi Tobi verwechselt Salz mit Zucker, die Kollegin hat den falschen Plan freigegeben und der eigene Computer versagt seinen Dienst.

Was dann? Lachen hilft.

– Humor reduziert Stresshormone

– Er erhöht die soziale Bindung

– Humor macht Sie menschlich und nahbar

Warum nicht ein kleines „Pannenbuch“ führen – mit den besten Azubi-Versprechern oder den lustigsten Situationen? Das schafft Abstand und verbindet. Nebenbei sehen Sie mit einem Lächeln auch noch besser aus.

 

Ernährung, Bewegung, Schlaf – die gern unterschätzten Basics

Klingt banal? Stimmt. Ist aber der Kern jeder Balance, denn ein müder, schlecht ernährter und bewegungsarmer Körper kann keine gute Arbeit leisten. Weder im Büro noch im Ausbildungsalltag.

Mini-Check für Ihren Alltag:

– Trinken Sie genug? Kaffee darf mitgerechnet werden, sollte aber nicht das Hauptgetränk sein.

– Bewegen Sie sich jeden Tag zumindest 15 Minuten aktiv? Ausgleich für Bürositzende.

– Schlafen Sie regelmäßig und ausreichend? Das erfordert Disziplin und das Ändern manch liebgewonnener Eigenarten am Feierabend.

Tipp für Ausbilder-Profis: Integrieren Sie auch in Ausbildungseinheiten kurze Aktivpausen. Zwei Minuten Dehnen, Schulterkreisen, Augenübung. Setzen Sie sich zusätzlich smarte Reminder in Ihr Smartphone, die Sie ans Wassertrinken erinnern. Gesundheit zählt.

 

Persönliche Klarheit = berufliche Souveränität

Wer seine Werte kennt, trifft bessere Entscheidungen. Fragen Sie sich: „Was ist mir in der Ausbildung wirklich wichtig?“

– Struktur?

– Kommunikation auf Augenhöhe?

– Ergebnisorientierung?

– Kreative Freiheit?

Je klarer Sie sich über Ihre Prioritäten sind, desto leichter fällt es Ihnen, Aufgaben zu priorisieren und unnötigen Druck loszulassen.

 

Fazit: Balance ist kein Ziel, sondern eine tägliche Entscheidung

Sie werden nicht plötzlich „Work-Life-balanced“ aufwachen. Das wäre zwar schön … Aber Sie können jeden Tag bewusst gestalten: Mit klarem Fokus, mit Pausen, mit Humor und mit der Erlaubnis, nicht perfekt sein zu müssen.

Und das Beste zum Schluss: Sie sind nicht nur Ausbilder. Sie sind auch Mensch. Ein Mensch, der jeden Tag den Unterschied macht – vor allem für andere. Und, wenn Sie mögen, ab heute auch wieder ein Stück mehr für sich selbst.