Wie motiviere ich MICH als Ausbilder??
Man spricht immer viel über Azubis, die motiviert werden müssen. „Meine Azubis haben kein Interesse“, „es kommt nichts von den Azubis“ oder „so eine Null-Bock-Einstellung…“ das sind keine seltenen Aussagen, die uns erreichen, wenn wir mit Ausbildern über die Motivation in der Ausbildung sprechen. Doch hat denn schon einmal jemand über die Motivation der Ausbilder gesprochen? Ein häufig vernachlässigtes Thema. Weshalb eigentlich? Ist es der Fall, dass wir davon überzeugt sind, dass der Fehler nicht bei uns liegen kann, sondern er bestimmt bei den Jugendlichen liegt, die gerade erst ins Berufsleben starten und eben noch „keine Ahnung haben, wie es im Berufsalltag so läuft“. Viele Ausbilder klagen, dass Azubis „heutzutage“ nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollen und schimpfen über unmotivierte Lehrlinge. Sicherlich ist konstruktive Kritik wichtig und gewinnbringend, aber dabei ist es wichtig auch sich selbst zu reflektieren – vor allem in solch einem engen Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnis.
Wie kann man sich als Ausbilder nun so motivieren, dass es auf die Auszubildenden übergeht?
…nach dem Motto: Selbstmotivation als Azubi-Motivation…
Ein sehr einleuchtender Punkt ist der Spaß an der Arbeit. Der darf natürlich nicht fehlen. Arbeiten Sie am besten mit Kollegen, die Sie glücklich machen, auf die Sie sich verlassen können und lassen Sie sich von Miesepetern nicht nach unten ziehen. Es gibt in jedem Büro/Werkstatt einen Strahlemann: halten Sie sich an diese Person und lassen Sie die schlechte Laune der anderen einfach abperlen. Wenn Sie keine Chance haben und Sie mit den „ungeliebten“ Kollegen dennoch zusammenarbeiten müssen, dann hilft es sich vor Augen zu führen: Sie können nur Ihre eigenen Gedanken und Taten steuern. Die der Anderen liegen nicht in Ihrer Macht. Versuchen Sie also das Beste daraus zu machen.
Damit kommen wir direkt zum nächsten Punkt. Azubis spüren es schnell, wenn die Atmosphäre und somit das Arbeitsklima angeschlagen sind. Viele Azubis ziehen sich dann unsicher zurück, oder beziehen es sogar auf sich. Für Sie als Ausbilder ist es ebenfalls kein schönes Arbeiten, wenn „dicke Luft“ herrscht und Dinge unausgesprochen sind. So etwas belastet und demotiviert. Geben Sie sich also einen Ruck und suchen Sie die Aussprache oder bieten Sie sich als Vermittler zwischen den Streithähnen an.
Muss der 1000ste Termin am Nachmittag wirklich noch sein, oder reicht die Erledigung auch noch am nächsten Tag? Was würde passieren, wenn Sie diesen Termin jetzt streichen? Ist er überhaupt sinnvoll? Kann man das Thema vielleicht auch bei einem Telefonat klären? Gehen Sie Ihre Termine durch und setzen Sie Prioritäten. Motivieren Sie sich, indem Sie ein Licht am Ende des Tunnels schaffen und nicht hoffnungslos in Arbeit ersticken. Auch die Azubis werden es Ihnen danken, wenn Sie mehr Zeit zum gemeinsamen Austausch haben.
Gönnen Sie sich auch mal eine Auszeit. Achten Sie auf sich selbst und atmen Sie einmal kräftig durch. Neben den regelmäßigen Bewegungs- und Trinkpausen, die Sie einlegen sollten (nicht nur Kaffee, sondern auch Wasser 😉 ) ist es wichtig, dass Sie regelmäßig und ausgewogen Essen. Aus Hektik die Mittagspause ausfallen lassen, kann schon einmal passieren – sollte aber nicht zur Regelmäßigkeit werden. Wenn es dann doch mal passiert, greifen Sie in Ihre „Notfall-Schublade“ und essen Sie einen Müsli Riegel.
Eine enge Verbindung mit Auszubildenden und Kollegen, die auch mal „harte Zeiten“ auf Arbeit übersteht, knüpft man am besten außerhalb des Betriebsgeländes. Gönnen Sie sich ein gemeinsames Feierabendbier, planen Sie zusammen ein Sommerfest oder besichtigen Sie zusammen eine andere Zweigstelle und machen Sie daraus einen Betriebsausflug.
Der nächste Tipp: stellen Sie nicht so viele Regeln auf. Wie Sie das motivieren soll? Nun ja, wenn Sie 101 Regel haben, werden Sie sehr viel damit beschäftigt sein, die Einhaltung durchzusetzen, zu kontrollieren, zu ahnden, usw. Überdenken Sie, was Ihnen sehr wichtig ist und streichen Sie den Rest. Die gewonnene Freiheit wird nicht nur Ihren Azubis, sondern auch Ihnen mehr Zeit für die wesentlichen Dinge ermöglichen.
Ein großer Demotivationsfaktor ist stets Stress. Zu viele Termine haben wir oben bereits angesprochen, aber auch zu viel Arbeit im Allgemeinen bricht selbst den motiviertesten Mitarbeiter auf Dauer das Genick. Niemand kann eine derart hohe Arbeitsbelastung langfristig allein stemmen. Daher ist unser Tipp, dass Sie sich Mitstreiter ins Boot holen. Gründen Sie Fokusgruppen, teilen Sie die Arbeit auf, delegieren Sie sinnvoll und stimmen Sie sich im Team besser über diverse Aufgaben ab. Für sehr viele Ausbildungsangelegenheiten kann Sie auch ein zuverlässiger Azubi entlasten, indem Sie ihn/sie als Azubi-Sprecher ernennen oder die Azubis einen Vertreter wählen lassen. Dieser kann dann sämtliche organisatorischen, kommunikativen und ausbildungsrelevanten Aufgaben übernehmen, die anfallen.
Also – wie ist es um Ihre Motivation bestellt? Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind: haben Sie Nachholbedarf? Nochmal als Erinnerung: Sie können nur Ihre eigenen Gedanken und Taten steuern. Die der Anderen liegen nicht in Ihrer Macht. In diesem Sinne: nutzen Sie die Sonnenmonate und starten Sie ein Selbst-Experiment
„Ich motiviere mich selbst, um meine Azubis zu motivieren.“