Umgang mit hochsensiblen Menschen
Blogartikel
Laut der gängigen Meinung, besonders in der US-amerikanischen Forschung und Literatur hierzu, unterscheidet man hochsensible Menschen in 2 Typen: Diejenigen die Gefühle intensiver wahrnehmen und die, die mehr Sinneseindrücke wahrnehmen / bzw. diese intensiver wahrnehmen. Bei ersterem Typ werden Empfindungen in der Umwelt besonders intensiv wahrgenommen und miterlebt, ein trauriges Gegenüber kann leicht Traurigkeit bei dem hochsensiblen Menschen auslösen, selbst wenn er gar nicht weiß, was dahintersteckt. Auch Spannungen / Konflikte bei den Mitmenschen werden ausgeprägt wahrgenommen. Wie Sie sich sicher vorstellen können, werden Gespräche mit anderen Menschen dadurch deutlich intensiver, aber auch sehr, sehr viel anstrengender für hochsensible Menschen.
Ebenso stellt es sich dar, bei der vermehrten / intensiveren Wahrnehmung von Sinneseindrücken. Während bei nicht hochsensiblen Menschen automatisch gefiltert wird, welche Dinge das Gehirn wahrnimmt und somit nur eine begrenzte Zahl an Impulsen durchgelassen und verarbeitet werden, funktionieren diese Filter bei hochsensiblen Menschen weniger fein. Es werden mehr Dinge wahrgenommen, Kleinigkeiten gesehen, die anderen entgehen; Geräusche gehört, die bei anderen einfach durch den Filter rauschen. Die Anzahl der Impulse, die das Gehirn zu verarbeiten hat, ist deutlich höher – daher sind Überlastungserscheinungen in der heutigen schnellen und oft lauten und von Sinneseindrücken überladenen Welt vorprogrammiert. Dazu gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, manchmal auch Schwindel und weitere Symptome.
Was bedeutet das für Ihre Auszubildenden? Wenn Sie einen hochsensiblen Azubi bei sich in der Abteilung haben, wird eine laute, intensive Diskussion für diesen gefühlsmäßig sehr viel anstrengender sein als bei nicht hochsensiblen. Ein Geruch (z. B. von einem Parfüm), welchen andere Menschen gar nicht oder nur am Rande wahrnehmen, kann für ihn so intensiv sein dass es Kopfschmerzen oder Übelkeit auslöst. Laute Geräusche, die Ihr Gehirn einfach mit der Zeit rausfiltert oder die Sie nur am Rande wahrnehmen, können so belastend sein, dass sie die Konzentration massiv stören, Stress auslösen und evtl. ebenfalls zu Kopfschmerzen führen. Lichteffekte, z. B. eine zu helle oder leicht flackernde Deckenlampe – die ebenfalls von den meisten Menschen kaum wahrgenommen wird – können ebenfalls als unangenehm empfunden werden – bis hin zu körperlichen Folgen wie Schwindel, Kopfschmerzen etc.
Ganz wichtig: Stempeln Sie Ihren Azubi nicht als „Mimose“, Weichei oder Ähnliches ab, wie es leider viel zu oft getan wird. Natürlich sind mit der Hochsensibilität einige Einschränkungen verbunden und sie erfordert oft Rücksichtnahme von den Mitmenschen. Aber es gibt auch einige Stärken, die diese Azubis eben durch ihre Hochsensibilität mitbringen:
- Sie haben meist einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn
- Oft ist auch eine hervorragende Intuition vorhanden
- Vorgänge werden gut durchdacht, bevor gehandelt wird
- Hochsensible sind gute Zuhörer / andere Menschen vertrauen sich ihnen leicht an
- Details die anderen entgehen werden wahrgenommen
Was bedeutet das für Sie als Ausbilder, wenn Sie einen hochsensiblen Azubi haben? Versuchen Sie vor allen Dingen, Rücksicht zu nehmen. Eine ruhige Arbeitsumgebung ist oft ein Segen für solche Menschen. Fragen Sie Ihren Azubi, was er braucht. Sensibilisieren Sie, nach Rücksprache mit Ihrem Azubi, auch die anderen Kollegen dafür. Aber nutzen Sie auch die Stärken Ihres Azubis: Die Stimmung in der Abteilung ist verändert und Sie wissen nicht, was los ist? Fragen Sie ihn nach seiner Vermutung. Nutzen Sie den Blick für Details (und oft auch Perfektionismus) bei wichtigen Projekten. Oft sind hochsensible Menschen auch besonders gute Ansprechpartner für neue Azubis oder Praktikanten und besitzen hier im Umgang viel Feingefühl.
Vielleicht erkennen Sie auch sich selbst hier wieder? Dann nutzen Sie unsere Infos gerne auch für sich und schauen Sie einmal unten bei unseren Buchempfehlungen für mehr Hintergrundwissen.
Unser Seminar
Sie möchten mehr zu dem Thema wissen? Wie Sie Ihre Azubis unterstützen können, ohne zu viel in der Abteilung anzupassen? Welche Aufgaben perfekt sind für Hochsensible? Mehr über die Stärken und auch über Dinge, die man besser vermeiden sollte? Woran erkennt man hochsensible Menschen? Die Antworten darauf geben wir Ihnen in unserem neuen Seminar „Erkennung von Hochsensibilität bei Ihren Azubis“.
Unsere Buchempfehlungen
Außerdem können wir zum Weiterlesen zum Thema Hochsensibilität folgende Bücher empfehlen (hier geht es allerdings allgemein um das Thema, es sind natürlich keine Ableitungen zur Ausbildung vorhanden – wenn Sie dazu mehr Infos brauchen, sprechen Sie uns gerne an oder schauen Sie bei unserem oben genannten Seminar).
- Elaine Aaron: Sind Sie hochsensibel?
- Georg Parlow: Zart besaitet
- Ulrike Hensel: Hochsensibilität verstehen und wertschätzen