Konflikte richtig lösen
Das Zusammenleben und –arbeiten mit anderen Menschen funktioniert nicht wie „Fahrradfahren“. Es ist nicht so, dass wir es einmal gelernt haben und es läuft und läuft. Beziehungen sind vielmehr wie eine Reise, die wir planen können und die aber immer wieder Überraschungen bereithält. Manchmal tauchen völlig überraschend Schlaglöcher auf, die unsere Weiterfahrt ziemlich ins Holpern bringen können. Solche Schlaglöcher können Konflikte sein. Wer regelmäßig einen Umweg geht, verbraucht unnötige Energie. Wer den Baum aus dem Weg räumt, also den Konflikt klärt, nutzt das Potenzial, an ihm zu wachsen und sich zu entwickeln. Konflikte können Energie freisetzen und Beziehungen festigen, wenn wir sie ansprechen. Wie können wir also diesen Schlaglöchern auf die Schliche kommen?
Beobachtung vs. Bewertung
Wenn Sie Ihrem Gegenüber klar und ehrlich mitteilen wollen, was sie stört, ist die Schilderung Ihrer Beobachtung ein sehr wichtiger Schritt. Dazu bedarf es einer genauen Wahrnehmung von beobachtbaren Handlungen. Leider ist die Vermischung von Beobachtung und Bewertung in unserem alltäglichen Sprachgebrauch sehr üblich. Das führt dazu, dass der andere nur die Kritik hört und in die Abwehrhaltung geht. Es geht nicht darum, dass Sie sich jeglicher Bewertung enthalten, wichtig ist, dass Sie erst Ihre Beobachtung schildern und dann Ihre Bewertung äußern.
Wörter wie immer, nie, jemals, häufig etc. sind Verallgemeinerungen, die eine versteckte Bewertung enthalten, weil sie als Übertreibung genutzt werden, z. B. „Nie hilfst du mir, wenn ich in Arbeit ersticke!“ Doch wenn Sie diese Ausdrücke mit Ihrer konkreten Wahrnehmung, z. B. einem genauen Zeitrahmen verwenden, drücken Sie eine Beobachtung aus: „In der letzten Woche habe ich jeden Abend bis 19 Uhr gearbeitet, während du um 16 Uhr nach Hause gegangen bist.“
Gefühle wahrnehmen und mitteilen
Der zweite Schritt ist die Wahrnehmung des eigenen Gefühls, welches ein bestimmtes Verhalten in Ihnen auslöst. Das fällt nicht immer leicht, denn mit der Preisgabe unserer Gefühle zeigen und öffnen wir uns, was uns vermeintlich verletzlich macht. Gerade im Job ist die Angst vor Verletzlichkeit besonders groß. Doch in den meisten Fällen ist genau das Gegenteil der Fall: Wer sich traut, ehrlich über sich zu sprechen, erhält dadurch Zugang zum anderen. Achten Sie also darauf, dass Sie wirklich über Ihre Gefühle sprechen und nicht über als Gefühle verpackte Gedanken.
Um Handlung bitten, die gewünscht ist
In diesem Schritt sprechen Sie das Verhalten aus, was Sie sich wünschen. Genau das fällt uns nicht so leicht, da wir es gewohnt sind, darüber zu reden, was wir uns nicht wünschen. Eine positive Handlungsansprache zu formulieren, ist die Schlussfolgerung der Verantwortung über unsere Bedürfnisse. Ein weiterer Punkt ist, dass unser Gehirn kein „Nein“ kennt. Wenn Sie Ihrem Kollegen sagen „Sei nicht so überkorrekt!“, muss sich sein Gehirn erst eine überkorrekte Reaktion vorstellen, um sie dann zu verneinen.
Bleiben Sie in der Äußerung Ihres Wunsches möglichst konkret, das heißt, beschreiben Sie beobachtbare Handlungen, damit Ihr Gegenüber genau weiß, was Sie sich von ihm wünschen.