Eine kontroverse Meinung: Warum das Homeoffice scheitern wird…

Normalerweise lesen Sie bei uns viele Artikel, die Tipps für die Ausbildung im Homeoffice geben und die Vorteile davon beleuchten bzw. auch Mut zur Ausbildung auf Distanz machen. Heute wollen wir Ihnen mal eine andere Perspektive vorstellen – und natürlich sind wir hinterher gespannt auf Ihre Ansicht: Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung hierzu (siehe nachfolgende Bemerkung dazu).

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde die Ausbildung zwangsweise ins Homeoffice verlagert. Viele Azubis fanden sich plötzlich in ihren eigenen vier Wänden wieder und wurden aus der Ferne angeleitet. Viele Unternehmen haben sich damit schwergetan. Zum einen, weil viele Angestellte selbst mit der Situation überfordert waren und technisch teilweise nicht affin genug. Wie soll man da vernünftig die Auszubildenden anleiten?

Mittlerweile sind 3 Jahre vergangen und wir kehren allmählich in die „Normalität“ zurück. Sicherlich hat sich einiges verbessert. Die Unternehmen haben sich technisch besser ausgestattet, was auch nicht so einfach war, da durch den Chipmangel auch Laptops zum Teil sehr lange Lieferzeiten hatten.

Die meisten Jugendlichen mussten ihr „Jugendzimmer“ umgestalten und „Homeofficetauglich“ machen. Optimal ist das nicht, da eine Trennung von Arbeit- und Privatleben damit schwer zu gestalten ist. Da hilft auch nicht der Raumtrenner in den zumeist zu kleinen Jugendzimmern.

Das eigentliche Problem liegt aber noch viel tiefer. Wir haben es mit einer neuen Generation zu tun, die leider in den Bereichen der Sozialkompetenz und Methodenkompetenz einiges an Defiziten hat, wenn es in das „Arbeitsleben“ geht. Mir wird beispielsweise sehr oft berichtet, dass das Telefonieren an sich bei vielen Jugendlichen ein Problem darstellt. Kein Wunder, da heutzutage WhatsApp und Co. die Kommunikation auf das (abgehackte) Schreiben reduzieren. Auch im Umgang mit anderen Menschen im öffentlichen Raum oder im Unternehmen gibt es Auffälligkeiten bezüglich einfachster Gepflogenheiten wie das Grüßen auf dem Flur oder einfache Sachen wie Pünktlichkeit.

Die Unternehmen haben mittlerweile eine große Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft, nämlich ihre Azubis fit für das Leben in allen Facetten zu machen. Diese Aufgabe kann niemals im Homeoffice erfüllt werden. Die soziale Interaktion mit anderen Kollegen im Büro, das gemeinsame Mittagessen, die privaten Gespräche, der so wichtige Austausch zwischendurch… dies kann nicht durch Zoom, Teams, etc. ersetzt werden. Der Mensch benötigt soziale Kontakte. So sind wir ausgelegt.

Diese jungen Menschen bekommen ein völlig falsches Bild vom Arbeitsleben. Natürlich ist es bequem, vom Bett direkt zum Schreibtisch zu gehen. Nebenbei die Wäsche zu machen oder andere Dinge zu erledigen. Aber ist das Arbeitsleben denn immer so angenehm? Der lange Weg zur Arbeit im Stau, die Bahn kommt mal wieder nicht oder zu spät. Das mussten wir alle lernen und wir sind dadurch reifer geworden und durch die Herausforderungen gewachsen. Wir nehmen den Jugendlichen durch das Homeoffice die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Zunehmend wird mir berichtet, dass einige Azubis sich im Homeoffice gar nicht melden oder sich in Videokonferenzen zurückziehen und sehr passiv sind. Das kann nicht das Ziel sein.

Sicherlich kann man Homeoffice in der Ausbildung nutzen. Ich bin nicht komplett dagegen. Aber die Frage ist, wofür man es nutzt. Zum Lernen vielleicht, um Schulstoff zu bearbeiten oder sich auf Prüfungen vorzubereiten.  Das könnte ich mir vorstellen.

Der Trend bei den Unternehmen geht ja auch wieder zurück in die Büros. Das beruhigt mich etwas.

Was sagen Sie denn dazu?

Schreiben Sie uns gerne eine Mail unter: info@azubiscout.com