Cybermobbing –Prävention und Bewältigung

(auch: Cyberbullying)

Letzte Woche, im ersten Teil des Cybermobbing-Beitrags, versuchten wir die Brisanz der Lage deutlich zu machen. Nahezu 100% der Jugendlichen benutzen Internet-Anwendungen regelmäßig. Sie gehören zum Alltag. WhatsApp, Instagram, Twitter, Facebook & Co. als ständiger Begleiter und scharfer Kritiker. Wie sehr die sozialen Netzwerke und die Digitalisierung unser Leben mittlerweile bestimmen, soll an dieser Stelle nur am Rande erwähnt werden. Vielmehr soll es in diesem Artikel darum gehen, was wir gegen das Phänomen Mobbing im Internet unternehmen können. Was können wir tun, damit Jugendliche nicht Gefahr laufen, im Netz durch verbale Attacken oder Diffamierung mittels Video oder Bild bloßgestellt zu werden? Wie fast immer gibt es auch hier leider keinen „heiligen Gral“ der Erkenntnis. Es ist unmöglich im „Ratgeber der guten Tipps“ unter C- wie Cybermobbing das Wunderrezept, die Patentlösung zu finden. Alles, was wir als Ausbilder tun können, ist Prävention und Aufklärungsarbeit betreiben, damit sich die Auswirkungen und Folgen einschränken oder bestenfalls verhindern lassen. Falls das Mobbing schon stattgefunden hat, muss Bewältigungsarbeit geleistet werden, wobei Sie Ihren Azubi unterstützen können.

Bewältigungsarbeit

Hier Tipps zur Vorgehensweise:

  • Hören Sie zu: Was GENAU ist passiert? Was war der Auslöser? Weiß der/die Betroffene wer der Täter ist? Wie fühlt sich das Opfer? Welche Sozialen Medien sind betroffen? Ist das Mobbing noch aktuell oder schon „geklärt“? Existiert das Material (Nachrichten, Bilder, Videos, usw.) noch?/Ist es noch im Umlauf? …
  • Fragen Sie die/den Betroffenen, ob sie sich Unterstützung ins „Team“ holen können. Machen Sie klar, dass sie/er nicht allein ist und all Ihre Maßnahmen nur helfen sollen, ohne jemanden anderen zu schaden. (Das ist wichtig, da Opfer oftmals das Gefühl entwickeln ihren Tätern durch das „petzen“ zu schaden und das Mobbing dadurch noch schlimmer wird.)
  • Informieren Sie – das Einverständnis vorausgesetzt – die Eltern des/der Betroffenen.
  • Stellen Sie die Attacken, Nachrichten, Posts, Videos usw. sicher (Beweise).
  • Löschen Sie die Mobbing-Attacken anschließend, sodass sie nicht mehr für die Öffentlichkeit einsehbar sind. Das nimmt den Opfern einen großen Leidensdruck, da sie nicht mehr der öffentlichen Meinung ausgesetzt sind.
  • Falls Sie die Beiträge nicht selbst löschen können, melden Sie sie den Netzbetreibern (z.B. „Melden“ unter jedem Beitrag auf Facebook). Der Post muss dann innerhalb 24h von den Betreibern geprüft werden.
  • Wenn die Kommentare wieder Erwartens nicht gelöscht werden, schreiben Sie als „Außenstehender“ einen Kommentar und beziehen Sie klar Stellung für das Opfer. Sie werden sehen, andere schließen sich Ihnen an.
  • Löschen Sie ggf. Profile auf sozialen Netzwerken, um das Opfer nicht mehr angreifbar zu machen.
  • Holen Sie sich Hilfe! Es gibt diverse Mobbing-Hilfshotlines (klicken Sie hier, um Kontakte zu finden) oder auch in besonderen Fällen bei der Polizei.
  • Sprechen Sie sich auch mit der Berufsschule ab. Vielleicht gibt es mehrere Fälle, oder Lehrer können Fakten beitragen, die zur Aufklärung nützlich sind.
  • Falls das Opfer zustimmt und der/die Täter bekannt sind, so sollte das Gespräch gesucht werden. Dabei sollte sich das Opfer aussuchen können, ob sie/er anwesend sein möchte.

Vorbeugende Maßnahmen

Was können Sie tun?

Publikum: Azubis bewusst machen, dass das Publikum entscheidend ist: Azubis müssen verstehen, dass sie Mobbing auch etwas angeht, wenn sie nicht aktiv betroffen sind. Erklären Sie Ihren Azubis, falls sie bereits Zeuge von Gewalt im Internet wurden, so ist es wie mit der Gewalt auf der Straße…sie müssen Zivilcourage zeigen! Diese Courage kann natürlich mehrere Gesichter haben. Sie haben die Möglichkeit durch aktives Eingreifen ins Geschehen, die Seite des Opfers zu unterstützen. So werden die Opfer gestärkt und die übermächtig scheinende Seite der Täter geschwächt. Mehrere Beobachter und Unbeteiligte werden sich einmischen, sobald der Anfang getan ist. Eine andere Möglichkeit ist es, das Opfer persönlich zu kontaktieren, um Unterstützung und Hilfe anzubieten, oder die entsprechenden Beiträge dem Netzwerkbetreiber melden. Das Wichtigste ist, dass Opfer spüren, dass sie nicht allein sind mit ihrer Last, sondern es da draußen hinter den Monitoren Menschen gibt, die sie verstehen, zu hören und für sie einstehen.

Gespräche: Klären Sie Auszubildende über die Gefahren auf, wenn sie Videos, Bilder, Nachrichten usw. ins Netz stellen. Vielleicht ernten Sie dann ein müdes Lächeln, aber es kann nie schaden, wenn man es doppelt und dreifach hört. Am besten eignen sich abschreckende Geschichten (siehe Beitrag von letzter Woche). Falls Sie aber einen sehr dramatischen und traurigen Fall nachlesen möchten, dann klicken Sie hier: Der Fall Amanda Todd.

Empathie: Schulen Sie die Empathie Ihrer Auszubildenden, indem Sie sich Szenarien ausdenken, die dann von Ihren Azubis bearbeitet werden müssen. Hierbei sind verschiedene Varianten möglich: Rollenspiele, Diskussionen, Präsentationen, Projekte oder Einzelgespräche. Die Rollenspiele sind dabei zentral, da durch das Hineinversetzen in eine andere Person vielen bewusst wird, wie unangenehm Mobbing z.B. in Form von sozialem Ausschluss sein kann.

Grundlegend: Nehmen Sie die Ängste, Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Azubis ernst. Seien Sie offen gegenüber ihren Problemen und tun Sie Probleme mit Mobbing nicht einfach ab. Auch wenn Ihnen die Provokationen etc. zunächst geringfügig erscheinen sollten. Meistens steckt eine größere Geschichte dahinter…