Ihre Rolle(n) – nur Ausbilder oder noch viel mehr?

Es ist ganz offensichtlich, dass Sie ein Ausbilder sind. Sonst würden Sie wahrscheinlich auch diesen Blog nicht lesen – außer Sie sind hochmotiviert und informieren sich auch über den Tellerrand hinaus. Grundvoraussetzung ist zumindest erst einmal die Einsicht: sobald Sie mit Auszubildenden zu tun haben an Ihrem Arbeitsplatz sind Sie gewissermaßen Ausbilder – auch ohne AEVO (Ausbildereignungsprüfung)! Schön und gut, doch was bedeutet das denn nun eigentlich genau: „Ausbilder sein“?

Ihre Ausbilderrolle wird auf ganz verschiedene Art und Weisen definiert. Wir könnten behaupten, dass wir einmal eine sehr soziale Seite an dieser Rolle finden können, aber natürlich auch eine fachliche Komponente stark verankert ist. Im Hinblick auf die fachlichen Elemente bedeutet „Ausbilder sein“ selbstverständlich auch Fachmann sein für den Auszubildenden. Der Azubi sieht Sie als allwissend – wenn Sie es nicht wissen, wer dann?! Sie wurden schließlich nicht grundlos für diese Position ausgewählt…es traut Ihnen jemand zu, dass Sie Ihr Wissen an junge Menschen weitergeben können. Somit wären wir schon bei der nächsten Rolle, die Sie verkörpern: Lehrer. Durch die Fähigkeit Wissen zu vermitteln und weiterzugeben, haben Sie natürlich auch eine pädagogische Verantwortung. Damit verknüpft ist die Rolle als Coach und Mentor. Das bedeutet, dass Sie auch gewissermaßen als Motivator und Antreiber dienen.

Dies fällt an manchen Tagen richtig schwer – verständlich! Jedoch dürfen Sie Ihre Azubis nie aufgeben, egal wie hart es manchmal ist. Als Coach „treiben“ Sie Ihre Schützlinge an die Ziellinie. Mentoren sind schwer zu finden. Doch wenn man einen gefunden hat (eventuell können Sie aus eigener Erfahrung sprechen), dann bleiben Sie meist ein Leben lang. Mentoren entwickeln und fördern eine Persönlichkeit und ein Können. Sie bauen auf Kompetenzen und vertrauen in unausgereifte Fähigkeiten, da sie Potenziale entdecken. Sie schaffen Diamanten. Dies bringt uns zu den nächsten Rollen, die Sie als Ausbilder annehmen: Forderer und Förderer – beides zu gleich. Sie geben und nehmen von Ihren Azubis. Sie geben Wissen und nehmen Leistung. Beides muss ausgewogen sein! Achten Sie darauf das emotionale Konto des Auszubildenden nicht gänzlich ohne „Einzahlung“ auszuschöpfen, denn dies sind Quellen für Frustration und Demotivation.

Vom Mentoren-Dasein und Fördern ist es nicht weit zu der sozialen Seite. Die soziale Seite Ihrer Ausbilderrolle darf nicht vergessen werden, denn sie ist mindestens genauso wichtig, wie die Fachkompetenz. Sie bilden Menschen aus und die Arbeit mit Menschen verlangt auch deren Entwicklung und Weiterbildung auf der emotionalen Ebene. Dies liegt bei der Zusammenarbeit mit jungen Menschen sicherlich auf der Hand. Umso jünger Ihre Azubis sind, desto größer ist die Notwendigkeit und auch das heimliche Bedürfnis des Lehrlings nach Vertrautheit, Beratung (auch auf privater Ebene) und Fürsorge. Es ist Ihre Pflicht sich um Ihre Schützlinge zu kümmern. Daher sind manchmal Gespräche über Alltagssituationen, private Themen oder einfach nur die Frage „Wie geht es dir heute?“ unbedingt notwendig. Ein ehrliches Interesse am Gegenüber und die Fähigkeit des aktiven Zuhörens werden dabei vorausgesetzt. Natürlich ist an der Stelle zu wiederholen, dass nicht jeder diesen Job übernehmen kann, da soziale Kompetenzen von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt sind. Durch Offenheit, Loyalität, Ehrlichkeit und – wahrscheinlich am wichtigsten – dem Vorbild-Dasein gegenüber den jungen Talenten gewinnen Sie einen großen Vorsprung gegenüber den Kollegen, die lediglich auf der fachlichen Basis ausbilden. Sie werden merken, dass kritische Situationen mit den Lehrlingen abnehmen und Demotivation im Keim erstickt werden.

Seien Sie Vorbild für Ihre Auszubildenden. Denn woher sollen Sie denn wissen, wie es sich zu verhalten gilt, wenn ihr Vorgesetzter sich nicht entsprechend verhält. Ihnen muss bewusst sein, dass Sie unter permanenter Beobachtung stehen und Ihre Art zu kommunizieren, Ihr Kleidungsstil sowie WAS sie über Kollegen sprechen von den Jugendlichen adaptiert wird. Denn für den Azubi sind Sie in seiner Ausbildung die Firma. Sie sind Repräsentant für das Unternehmen bzw. für Ihre Abteilung. Wenn wir weiterdenken: die Azubis werden irgendwann nach ihrer Abschlussprüfung der Repräsentant der Firma auf dem Arbeitsmarkt. Alles was sie bis dahin gelernt haben: fachlich oder sozial, ist auch ein kleines Stück Ihr Verdienst…also seien Sie sich Ihrer Rolle bewusst 🙂