Für Ausbilder: No-Gos in einem Vorstellungsgespräch – Teil 2
Weiter geht es mit den No-Gos im Vorstellungsgespräch: Wir werden uns mit den absoluten „No- Go`s“ des Vorstellungsgesprächs beschäftigen und herausfinden, was Sie – ergänzend zu letzter Woche – im Gespräch vermeiden sollten, um ein erfolgreiches und professionelles Gespräch zu führen. Ein Bewerber beurteilt Sie und das Unternehmen aufgrund des ersten Eindrucks. Die Entscheidung fällt je nachdem wie Sie sich präsentiert haben. Die Zeiten in denen das Unternehmen sich einen Azubi aus mehreren Bewerbern aussuchen kann, sind vorbei. Die Lage ist nun eher umgekehrt: der Azubi sucht sich den Ausbilder aus mehreren Gesprächen aus. Also, hier die Fettnäpfchen 5 bis 10, die Sie umgehen sollten:
- Desinteresse
Desinteresse vermitteln Sie zwischen den Zeilen. Wenn Sie einen besonders feinfühligen Bewerber vor sich haben, wird dieser direkt bemerken, wenn Sie mit einem Auge die Kollegen beobachten, andauernd auf Ihr Handy schauen, nur halb zu hören, „nur ganz kurz“ sich entschuldigen und das Gespräch somit pausieren oder allgemein die Ausführungen des Gesprächspartners andauernd unterbrechen. Sie verdienen die volle Aufmerksamkeit während Ihren Ausführungen und gleichzeitig soll der Bewerber durch Ihr ungeteiltes Interesse profitieren.
- Lügen und Verheimlichungen
Dieser Punkt bedarf nicht vielen Worten. Es sollte als selbstverständlich gelten, dass Sie aufrichtig und transparente Ausführungen geben. Auch absichtliche Verheimlichungen bzw. Auslassungen tragen nicht zu einem erfolgreichen Beginn des Ausbildungsverhältnisses bei.
- Überheblichkeit
Durchweg unerträglich sind zu überhebliche Bewerber. Daher können Sie sich vorstellen, wie unangenehm Sie erscheinen könnten bei arrogantem Auftreten. Natürlich sind Sie selbstbewusster als der Kandidat. Jedoch sollten Sie darauf achten, dass Sie keine Antworten vorweg nehmen, Ihren Gesprächspartner ausreden lassen, ihn/sie nicht unterbrechen und – das wird meist unabsichtlich vergessen – keine voreiligen Schlüsse ziehen. Gestehen Sie dem Bewerber 1-2 Fehltritte, Versprecher oder Aussetzer ein. Hier geht es schließlich um etwas! Und da ist die natürlich Aufregung und Nervosität menschlich.
- Schlechtes Selbstmarketing
Wie oben bereits erwähnt, können sich die potentiellen Azubis ihre Unternehmen aussuchen und aus verschiedenen Unternehmen auswählen. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie sich gut „verkaufen“. Zeigen Sie sich von Ihrer Schokoladenseite. Der Bewerber wird sich automatisch unterbewusst zu Ihrem Unternehmen hingezogen fühlen, wenn Sie sich intensiv mit ihm während dem Gespräch befassen, Ängste und Wünsche ernst nehmen und vielleicht sogar einen Schritt weiter gegangen sind als Ihre „Mitbewerber“ – die konkurrierenden Unternehmen – eine Möglichkeit hierfür wäre eine persönliche Werksführung bzw. ein Rundgang durch Ihre Räumlichkeiten. Im nächsten Schritt könnte man sogar einen „praktischen“ Workshop zum „Reinschnuppern“ anbieten.
- Übertriebene Forderungen
Das erste Kennenlernen eignet sich eher weniger um direkt hochgestochene, übertriebene Forderungen zu stellen. Wenn die Frage bezüglich Arbeitsstunden und/oder Ausbildungsvergütung aufkommt ist Ehrlichkeit unbedingt angebracht und keine Beschönigungen. Denn wem nützt es einen Azubi an Bord zu haben, der dachte, dass er nur 6 Stunden täglich effektiv arbeitet? Jedoch sollten Sie sich mit detaillierten Anforderungen über Azubiprojekte, Arbeitsschritte oder technische Handhabungen zurückhalten, da die Bewerber sich meistens noch nicht auskennen und dies noch erlernen müssen. Zu hohe Ansprüche, die Sie bereits beim ersten Treffen kommunizieren, können abschreckend wirken, auch wenn der Kandidat diese locker meistern kann.
- Ungünstiger letzter Eindruck
So entscheidend wie der erste Eindruck war ist ebenfalls der letzte Eindruck. Wenn sich Ihr potentieller Azubi an das Gespräch zurück erinnert, dann wird er sich zu 80% nur an die 3 letzten Fragen und an den Abschied erinnern können. Setzen Sie diesen wichtigen Abschnitt demnach strategisch richtig ein. Falls Ihnen etwas wichtig ist, woran sich der Kandidat möglichst erinnern soll, stellen Sie sicher, dass er/sie sich dies aufschreibt oder Sie den Punkt am Ende des Gespräches anbringen. Zum letzten Eindruck gehört jedoch: das Behilflich sein bei dem Anziehen der Jacke (auch bei männlichen Auszubildenden), das Übernehmen der Getränkerechnung bei externen Gesprächen, das Begleiten zur Tür und natürlich der verabschiedende Händedruck und die verbindliche Absprache über das weitere Vorgehen.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Bei der Einhaltung unserer „Unbedingt“ und „Auf gar keinen Fall“ Fakten, die wir Ihnen in den letzten Wochen präsentiert haben, werden Sie ein optimal geplantes und äußerst angenehmes Vorstellungsgespräch erleben. Ein kleiner Einsatz von Ihrer Seite beruhigt nicht nur den Kandidaten, sondern setzt Sie und Ihre Kollegen in das richtige Licht – so gewinnen Sie den perfekten Auszubildenden.
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