Hauptaufgaben des Ausbilders: #3 Psychologie

Haben Sie sich schon immer gefragt, was denn eigentlich Ihre Hauptaufgaben als Ausbilder sein sollten? Wir geben Ihnen in den kommenden Wochen gern die Bilderbuchantworten dazu (Bezug auf die AEVO). Im letzten Blog-Beitrag haben wir uns mit den pädagogischen Aufgaben befasst. Heute: Psychologie.

Psychologie begegnet uns auf alltäglicher Basis, z.B. „Welcher Kommunikationstyp sind Sie?“ oder „Wie glücklich sind Sie in Ihrer Beziehung?“ (siehe Frauenzeitschriften), „Was meint er damit, wenn er so schaut?“ … jeder versucht sich ab und an in dieser typischen Alltagspsychologie. Doch was meinen wir damit, wenn wir von Psychologie im Ausbildungskontext sprechen? Nein, keine Angst – Sie müssen nicht zum Psychologen werden und niemand verlangt, dass Sie ausgefeilte diagnostische Praktiken anwenden. Was die AEVO damit meint, zeigen wir Ihnen hier: 

  1. Förderung individueller Begabungen: wir sind nicht alle gleich. Stellen Sie sich auf die unterschiedlichsten Typen von Mensch ein und versuchen Sie einzelne Begabungen zu fördern und darauf einzugehen. Es wäre schlimm, wenn wir alle gleich ticken würden!
  2. Verankerung und Verstärkung der Lernmotivation kann manchmal schwierig sein. Denken Sie bitte nicht, dass Sie lediglich für die fachliche Ausbildung zuständig sind und sich die Azubis Ihre Motivation „gefälligst woanders herholen sollen“. Leider wird das nicht funktionieren. Holen Sie die Azubis von ihrem jetzigen Leistungsstand ab, wecken Sie Interesse, schaffen Sie eine ausbildungsfreundliche Atmosphäre und (vielleicht am wichtigsten!): sein Sie Vorbild!
  3. Charakterliche Förderung und Schutz der Jugendlichen, eng verknüpft mit den pädagogischen Hauptaufgaben kann man diesen Punkt sehen. Es lohnt sich die wesentlichen Punkte im Jugendschutzgesetz bzw. Arbeitsrecht nachzulesen.
  4. Erziehung in weiterem und in engerem Sinne. Man kann sich darüber streiten, ob ein Ausbilder auch Erzieher ist. Doch wenn wir an unsere Azubis und unsere tägliche Arbeit denken, dann wird uns sicherlich bewusst, dass so manchem Azubi bei dem ein oder anderen Thema auf die Sprünge geholfen werden muss. Zum Beispiel: duzen/siezen, tägliche Begrüßung, usw.
  5. Anwendung eines kooperativen Führungsstils: weder der autoritäre noch der laissez-faire Stil sind unabhängig voneinander der heilige Gral der Führung. Natürlicherweise haben wir Tendenzen, doch sollten wir darauf achten, wen wir a) vor uns haben und b) was in der jeweiligen Situation angebracht ist. Versuchen Sie also eine gute Mischung aus beidem zu erzeugen.
  6. Förderung der Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen: nicht nur die Lehrpläne haben sich in vielen Bundesländern kompetenzbezogen angepasst, sondern auch die Forderungen der Gesellschaft an jungen Menschen hat sich geändert. Es ist heutzutage noch mehr denn je von immenser Wichtigkeit, dass sie zur Eigenverantwortung erzogen werden. Wenn wir uns überlegen, was wir von Auszubildenden verlangen, dann ist Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit ganz weit vorn. Zum Beispiel durch Projekte können Sie solch eine Kompetenz fördern.
  7. Hilfen bei der Bewältigung von Konflikten…Konflikte gehören zum geschäftlichen Alltag dazu, auch wenn hoffentlich nicht auf körperlicher Ebene. Auszubildende sind meist bei aufkommenden Konflikten gehemmt, da sie oftmals nicht wissen, wie sie im beruflichen Kontext darauf reagieren sollen und wen sie am besten als Unterstützung herbeiziehen könnten. Versuchen Sie von Anfang an ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, damit Sie in solchen Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Auch diese Liste könnte noch unendlich weitergehen. Sicherlich fallen Ihnen ebenso wie bei den organisatorischen oder pädagogischen Aufgaben noch mehrere Punkte ein, die Sie tagtäglich erledigen, die aber hier nicht genannt wurden. Hören Sie bitte nicht damit auf! Jeder Schritt, jede Unterstützung und Hilfen sind wichtig für unsere jungen Talente. Die oben aufgezählten Punkte beziehen sich, wie eingangs erwähnt, lediglich auf die prüfungsrelevanten Inhalte der AEVO.